Hochkönig der Woche: Nr. 11 (Bres mac Elathan)

Nr. 11

Bres mac Elathan (aliter mac Eladhan/mac Eladain) meic Delbaíth m. Néit m. Tait m. Tabuirn usw. (→ Z. 76 ff. auf S. 585; LGÉ § 368); aliter m. Néit m. Induí m. Alluí m. Tait m. Tabuirn usw. (LGÉ § 316, LL 1133 ff.); aliter mac Elathan meic Néit usw. (LGÉ § 335).
→ LGÉ § 310.

Im genealogischen Corpus wird ein anderer Stammbaum gegeben als im Ursprungsmythos, dort wird Bres auf die Fomoire statt auf die Tuatha Dé Danann zurückgeführt: Bres mac Elathan (aliter Elathain) meic Delbaíth m. Deigthind m. Ochtaich usw. (CGH 330); König der Tuatha Dé Danann für sieben Jahre. ob. GRSH sub A. M. 3310 (Im AFM wird sub A. M. 3310 das Ende von Bres’ Herrschaft, nicht aber explizit sein Tod vermerkt).

Der Eigenname Bres bedeutet ›Kampf‹, metaphorisch auch ›Held‹. Laut Cath Maige Tuired (→ S. 205) lautet der volle Name dieses mythischen Königs Eochu/Eochaid Bres (Stokes 1891a: 62 § 21),
wobei der Beiname bres mit cruthach ›ansehnlich, wohlgestaltet‹ erklärt wird. Eine entsprechende Stelle erscheint auch in Cóir anmann (§ 153).
In der Zweiten Schlacht von Mag Tuired ist Bres’ Vater ein König der Fomoire, nämlich Elatha mac Delbáeth. Seine Mutter ist Éri, die Tochter des Tuatha Dé Danann-Königs Delbáeth. Bres
mac Elathan wird, wie schon gesagt, König der Tuatha Dé Danann in Vertretung von Nuadu Airgetlám, nachdem dieser seinen Arm verloren hatte. Dies geschieht, um die Allianz zwischen den Fomoire und den Tuatha Dé Danann zu festigen. Bres’ Herrschaft ist jedoch nicht von Erfolg gekrönt, zudem mißbraucht er seine Macht zugunsten der Fomoire. Als Nuadu schließlich durch seine Heilung die Voraussetzungen für eine zweite Herrschaftsperiode wieder erfüllt, wird Bres mit Gewalt abgesetzt. Bres ruft seine Verwandten die Fomoire, zu Hilfe, um die Königherrschaft wieder an sich zu reißen. Dies bildet den Anlaß zur Zweiten Schlacht von Mag Tuired.
Die Erzählung erwähnt einen Sohn des Bres, nämlich Ruadán. Ruadáns Mutter ist Bríg, Tochter des Dagda (Nr. 13). Drei weitere Söhne sind Brian, Iuchar und Uar, so in den Verslehren (Thurneysen 1891: 58.5–6) und Immacallam in Dá tShuarad (LL 24602, 24605). Ihre Mutter ist Brigit (Stüber et al. (2009: 274) listen diesen Namen unter den theophoren Namen auf. Cf. ebenda S. 11), Tochter des Dagda. Die drei Brüder gelten als die drei Götzen der Tuatha Dé Danann. Anderenorts, z. B. in Lebar gabála, werden sie aber als Söhne des Delbáeth mac Ogma (Nr. 14) beschrieben, und Uar wird durch Iucharba ersetzt (→ Z. 416 und Anm. 65 auf S. 593).
In anderen Quellen, so in Lebar gabála und in der späten Version von Cath Maige Tuired (Fraser 1915–16), gehört Bres hingegen zu den Tuatha Dé Danann. Seinem Vater Elatha mac Delbaíth werden fünf Söhne zugeschrieben: Bres (Nr. 11), In Dagda (Nr. 13), Ellóit, Ogma und Delbáeth. Die ersten beiden sind zukünftige Oberherrscher. Die Oberherrschaft über Irland spielt in Cath Maige Tuired überhaupt keine Rolle. Während Cath Maige Tuired den Konflikt zwischen den Fomoire und den Tuatha Dé Danann in den Mittelpunkt stellt und ausführlich die Karriere und das Scheitern des Fomoire-Königs Bres behandelt, fokussiert Lebar gabála auf die Kontinuität der Sukzession. Diese war aber nur gegeben, wenn Bres als Tuatha Dé Danann-König interpretiert wurde. Die Vier Meister-Rezension hingegen kehrt zu den Vorgaben der Erzählung zurück, erwähnt aber auch, daß Bres bei anderen Gelehrten als Tuatha Dé Danann-Abkömmling behandelt wird (Macalister/Mac Neill 1916: 164).
Mit Bres wird die erste áer, das vernichtende Spotten der Dichter, assoziiert: Cen cholt for crib cernene (›Ohne Essen hurtig auf einer Schale …‹). Der Vierzeiler ist mehrfach belegt. Als Zitat erscheint er im mittelirischen Kommentar zu Amra Coluim Cille (LU 559–65, Stokes 1899: 158) und in Glossaren (Corm. § 294, O’Dav. § 372).
In Narrativa erscheint er ebenfalls, so in einem Text in YBL (col. 137–38) und H.3.17 (cols 840–41). Dort wird berichtet, daß die Männer Irlands mit Bres wegen dessen ausgesprochenen Geizes unzufrieden waren. Als einst Cairpre mac Édaíne, ein Dichter der Tuatha Dé Danann, ungastlich behandelt wird, belegt er den König mit der genannten áer (Text: Hull 1930). Ausführlich wird diese Episode in Cath Maige Tuired ocus genemain Bres mac Elathain (→ S. 205) behandelt.
In Zusammenhang mit der Schlacht von Mag Tuired wird in Auraicept na nÉces (→ S. 403) ein besonderes Ogam-Alphabet genannt, das als Ogam ro.mesc Bres (›Das Ogam, das Bres verwirrte‹) bezeichnet wird. Es sei Bres untersagt gewesen, (daran?) vorbeizugehen, ohne es zu lesen. Auf dem Weg zur Schlacht wird es ihm zugespielt, so daß er es zu spät liest und die Schlacht verliert (Auraic. 5943–57).

Bezüglich Bres’ Ende gibt es drei sich widersprechende Varianten, eine gewaltfreie und zwei gewaltsame Todesarten. Die Vielfalt ist vermutlich durch die Doppelung von Bres als Fomoire-
und als Tuatha Dé Danann-König entstanden. Bei der einen Todesart ist die Ursache ein giftiges oder zumindest unbekömmliches Getränk. Die Réim rígraide-Fassungen schildern die Todesarten uneinheitlich: Mín und Rez³ geben in der Prosa gar keine Informationen zu Bres’ Ende. Rez² gibt hingegen an, daß Bres durch Zauberei des Lug (Nr.12) in Carn Uí Néit, einem der südlichsten Punkte Irlands, gestorben sei (LGÉ § 329). Diese Todesart erscheint z.B. auch in Str. 25 von Éitsid a eolchu cen on (LGÉ IV 228; hier basierend auf LL 1348–51):

At.bath Bress i Carn hU[í]
do cheilg Loga cen lán-bréic
ropo domna trota trá
ól rota i rricht ind lomma.

Néit Bres starb in Carn Uí Néit,
durch Lugs List ohne umfassenden Betrug:
Es war wahrlich ein Grund für einen (Todes-)Kampf,
irrtümlich Moorwasser für Milch zu trinken!

Die letzte Verszeile kehrt in LL (5385–86) im unvollständigen Text zu den Besiedlungen Irlands seit der Sintflut wieder, der auf S. 72 besprochen wurde. Weitaus ausführlicher werden die Todesumstände im Dinnshenchas zu Carn hUí Néit dargestellt: Bres verlangt ungebührliche Mengen an Milch eines bestimmten einfarbigen Typs von Milchkuh. Auf Lugs Rat hin werden künstliche Kühe aus Holz geschaffen und Moorwasser aus ihren Eutern „gemolken“. Bres wird krank davon. Auf der Suche nach Heilung stirbt er schließlich in Carn Uí Néit, wo er auch begraben liegen soll.

Die Rez4 M-Version von Lebar gabála führt Bres’ Stammbaum auf die Fomoire zurück, erwähnt aber auch die abweichende Ansicht. Wie in Rez² stirbt Bres in Carn Uí Néit, und zwar dia n-eisibh an ruadh-rodha a rriocht (Bei Macalister/Mac Neill (1916: 164) findet sich „airiocht“, weil der Doppelschaft des r mißinterpretiert wurde. (Dieser häufiger anzutreffende Lesefehler wird auf S. 576 thematisiert.) Die von Macalister/Mac Neill (1916) auf S. 165 gegebene Übersetzung „in the form of a great draught“ ist dementsprechend falsch.) an loma ›nachdem er das rote Moorwasser irrtümlich statt Milch getrunken hatte‹.

Eine Variante der gewaltfreien Todesart wird auch am Schluß der Erzählung über die sog. Erste Schlacht von Mag Tuired erzählt. Danach hätten die Tuatha Dé Danann Bres zu ihrem König gewählt. Nach sieben Jahren Oberherrschaft sei er in den Bergen (Sliab Gam) bei der Jagd gestorben, nachdem er ein Getränk zu sich genommen hatte (Fraser 1915–16: 58.1–4). Dadurch habe er denWeg frei gemacht für die zweite Herrschaftsperiode des Nuadu Airgetlám (Nr. 10) nach dessen Genesung.
In der Erzählung über die sog. Erste Schlacht von Mag Tuired stirbt Bres hingegen eines gewaltsamen Todes. Er fällt durch den Fir Bolg-König Eochaid mac Eirc (K9) in der Schlacht. Sein Tod sei von seinen Brüdern —dem Dagda, Ogma, Alla (= Ellóit) und Delbáeth— gerächt worden (Fraser 1915–16: 46 § 49).
Gemäß einer anderen Tradition fällt Bres erst in der sog. Zweiten Schlacht von Mag Tuired durch Lug mac Ethlenn (Nr. 12). Allerdings kennt nur die jüngere Version von Cath Maige Tuired dieses Ende (Ó Cuív 1945: 50.1170–73). Auch Rez¹ kolportiert diese Todesvariante, allerdings nur in der Prosa. Dort wird eher beiläufig erwähnt, daß Bres zu den Opfern der Schlacht zählt (LGÉ § 312, LL 1098–99). Diese Aussage widerspricht allerdings u. a. dem in Rez1 eingebundenen Gedicht Éitsid a eolchu cen on. Die relevante Str. wurde bereits zitiert (S. 208). Tatsächlich zeigt die ältere Version der Schlachtenerzählung einen komplett anderen Verlauf: Bres wird von Lug verschont. Er erkauft sich sein Leben, indem er die Tuatha Dé Danann im Pflügen, Säen und Ernten unterweist.

H e r r s c h a f t s d a u e r: 7 Jahre (Réim rígraide, GRSH usw.).

(Gisbert Hemprich: Rí Érenn – »König von Irland« – Fiktion und Wirklichkeit, S. 206–208)

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